Eva Bellmann betreut den Krämerladen
Eva Bellmann sitzt unter alten, prächtigen Bäumen auf dem Platz vor „Emmis Krämerladen“ und der Kaffeebude. Es ist in dieser schönen Jahreszeit ihr Lieblingsort im Museumdorf. Hier kann sie mit Besuchern ins Gespräch kommen, Fragen von Ehrenamtlichen beantworten und die nächsten Dinge planen.
Die gelernte Anwaltsgehilfin und ehemalige Mitarbeiterin einer Poppenbütteler Schinkenräucherei liebt das Organisieren. Diese Fähigkeit braucht die 75-Jährige auch, denn sie leitet den Krämerladen und die Kaffeestube („Kaffeestuuv“) mit einer Gruppe von 25 Ehrenamtlichen, 24 Frauen und ein Mann. „Gerade wenn jemand wegen Krankheit ausfällt, muss ich spontan handeln und Ersatz suchen. Vor allem muss man aber ruhig bleiben“, sagt sie lächelnd.
Das Museumsdorf entdeckte die inzwischen verwitwete Eva Bellmann, Mutter von drei Kindern und vier Enkelkindern, während ihrer Arbeit für die Schinkenräucherei. Diese war regelmäßig mit einem Stand auf dem Gelände vertreten, und die historischen Bauten, die vielen Gewerke mit dem ganzen Drumherum faszinierten die Poppenbüttelerin.
Mit Eintritt in den Ruhestand vor zehn Jahren entschied sie sich für die ehrenamtliche Mitarbeit.
„So lernte ich erst das Wäschestübchen kennen und inventarisierte dort zum Beispiel Nachthemden, die zu uns gebracht wurden.“
Eine nächste Station war die Grützmühle, wo sie unter anderem Spinnräder inventarisierte.
Schließlich machte sie sich im Rahmen ihrer Tätigkeit für die Museumspädagogik mit der Geschichte des Museumsdorfes und dem Leben und Arbeiten in der Zeit um 1900 vertraut. Wie vom Schaf eine Socke wird – das erklärte sie den Kindern gern, solche Sachen eben.
2019 wurde Eva Bellmann vom Vorstand gefragt, ob sie die Leitung des Krämerladens übernehmen will. „Diese Aufgabe fand ich spannend, denn mich lockte die Herausforderung, selbstständig etwas zu organisieren.“ Doch dann geschah erst mal nichts. Die Corona-Krise machte allen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Bei den ersten Lockerungen wurde im Krämerladen Spuckschutz installiert.
Zum Glück ist diese Zeit vorbei. Mit der begrenzten Öffnung der Kaffeestube jeweils sonnabends und sonntags (vorher war sie dienstags, donnerstags und sonnabends geöffnet) begann eine kleine Erfolgsgeschichte. „Denn nun kamen am Wochenende die Familien mit Kindern. Da ging es richtig los!“ Bäuerlicher Hausfrauenkuchen und Waffeln sind der Renner, der Kaffee sowieso. Alle Beteiligten sind ehrenamtlich tätig – und das an den Wochenenden, an denen die Kaffeestube von 13 bis 17 Uhr geöffnet hat. Zum Backen für das Museumsdorf müssen sie ein amtliches Gesundheitszeugnis vorlegen.
Die älteren Mitarbeiterinnen in Eva Bellmanns Team gehören zum harten Kern. Andere, die berufstätig sind, können aus Zeitgründen nicht so häufig dabei sein. Klar, dass die Erwartungen der Gäste bei dem schon jetzt erreichten Niveau hoch sind – und dass Eva Bellmann, wie sie erzählt, manchmal nachts davon träumt, dass sie für den Einsatz plötzlich keine Leute findet….
„Am Ende geht aber immer irgendwas“, sagt sie – und man spürt an ihren leuchtenden Augen, dass ihr das Organisieren und Verkaufen wirklich Spaß macht. Wie viele andere Unterstützerinnen backt auch Eva Bellmann selbst Kuchen für die Gäste, „und das nicht wenig“, wie sie sagt.
Wenn sie an einem der Wochenenden plötzlich bekannte Gesichter wie Finanzsenator Andreas Dressel oder NDR-Moderator Ulf Ansorge im Museumsdorf und in der Kaffeestube sieht, dann weiß sie: alles richtig gemacht. Und dass auf das Team des Krämerladens und der Kaffeestube Verlass ist.
Die meisten Wochenenden im Jahr verbringt Eva Bellmann im Museumsdorf. Und wenn sie zu Hause ist, bestellt sie Ware für den Laden. Neben den selbst hergestellten Produkten wie Lavendelkissen, Holzbretter, Vogelhäuser und Honig verkauft „Emmis Krämerladen“ (der Name ist an Tante Emma angelehnt) Bücher, Bürsten und den beliebten „Museumscafé“ in Kooperation mit der Caligo-Kaffeerösterei.
Besonders an den Gewerketagen würden sehr viel Kunden in den Laden kommen. Am häufigsten begehrt sind die Süßigkeiten.
In ihrer Freizeit werkelt Eva Bellmann gern in ihrem Garten, kümmert sich um die vier Enkelkinder und strickt Socken, selbstverständlich für den Verkauf im Krämerladen. Mehr Museumsdorf geht nicht!
Edgar S. Hasse